Gestern


Bei den Renovationsarbeiten fanden wir im Fundament das Erbauungsdatum des Hauses: 1889!! Damals gehörte das Anwesen dem Schneidermeister Julius Mervis. Das Dach war mit Schiefer gedeckt (dessen Reste wir dann beim Umbau in der Erde fanden!) und die Fassade war mit einem überdachten Holzbalkon ausgestattet. 1906 wurde hinten die Remise mit Ställen, Waschküche und Heuboden errichtet. Wahrscheinlich besaß dieser Schneidermeister noch ein Zigarrengeschäft zum Nebenerwerb wie das Foto zeigt. 1925 erwarb Malermeister Otto Schulz das verkehrsgünstig gelegene Anwesen und modernisierte das Gebäude nach seinen Bedürfnissen. Dass die Geschäfte für Herrn Schulz erfolgreich liefen, zeigt, dass er 1930 die Remise mit einer für die damalige Zeit luxuriösen Autogarage erweiterte.
Farbenhaus.Schulz, später nur "Farbenhaus" überstand sowohl die Hitlerzeit, den zweiten Weltkrieg, die DDR, ja sogar die Wende und mußte erst ca. 1996 den großen Baumarkt-Konkurrenten weichen.
Der Erbe, Fritz Schulz, bewahrte die erinnerungsträchtigen Mauern, lebte hier bis 2007 anspruchslos und beschaulich mit einer Wasserpumpe im Garten und Gasflaschen zum Kochen. Erst das Sanierungskonzept der Stadt zwang ihn, dem Verkauf seiner Heimat ins Auge zu blicken. Was er mit einem weinenden, aber auch lachenden Auge tat! Wir werden nie vergessen, wie er von seiner neuen, modern ausgestatteten Wohnung schwärmte. Und gleichzeitig jede Minute, die ihm blieb, im blühenden Garten des Farbenhauses verbrachte.
Die Renovation des Farbenhauses entpuppte sich als Zwiebelschale. Wurde eine Schale abgetragen, wurde eine andere sichtbar. Hier gibt es einige anregende Fotos: