Das Prinzip Amöbe oder ein Ausweg bei emotionalem Overload
Ein kleines, aber nicht ganz unbedeutendes Lebewesen ist die Amöbe. Beweglich, aber nur, wenn sie möchte. Ihr Überlebensvorteil liegt in einem Schutzmechanismus, den sie verwendet, um sich vor Sachen zu schützen, die sie nicht hören möchte oder die für sie unbedeutend scheinen.
Durch die große Variation an fließenden Bewegungen kann sie in jede Richtung dem äußeren Druck ausweichen, geradezu "entfließen". Dabei bewegt sie sich windend und drehend, oft über Stühle, Tische und Couches hinweg und am Boden entlang. Alle Emotionen und Wahrnehmungen der "üblichen" Menschen werden durch ihre impermeable Ganzkörpermembran (Panzer) von der Reise ins Innere abgehalten. Durch die Nichtaufnahme entsteht so völlige Isolation von Sinnen, Gefühlen und anderen Sachen, die uns Menschen auszeichnen.
Natürlich ist diese Funktion nicht nur negativ zu betrachten (so die Worte des Verwenders). Aus dessen Sicht kann eine Bedrohung von Außen ihm nichts anhaben. Warum auch? Warum Gefühle zeigen, wenn man dadurch angreifbar wäre?!
Folge ist aber, dass Mitmenschen sich wie ein unlebendiges Stück Maschine behandelt fühlen - und darunter leiden. Was man allerdings als Amöbe völlig ignoriert, ob nun absichtlich oder nicht sei dahingestellt. Schließlich sind ja sämtliche Elemente des emotionalen Lebens abgeschaltet!
Dieses Verhalten kann Menschen schnell auseinanderbringen, wobei das monotone Leben der Amöbe sich diese Situationen im gewaltigen Unterschied zu seinem emotionalen Gegenüber erklärt.
Jetzt sei die Frage erlaubt wie es dazu kam: Im seltenen Fall eines überwältigend emotionsreichen Erlebnisses kann es infolge Over Load zu einer "Abspaltung" der Gefühle kommen, wobei die Symptome oder Folgen daraus schon oben aufgelistet und erläutert worden sind.
Im Alltag kommt es dann mit der Zeit häufiger zu Konflikten (vor allem mit emotionalen Menschen), in denen sich infolge der gefühlten Ignoranz Aggressionen und Wut aufstauen bis es zu Auseinandersetzungen kommt. Unser Protagonist Amöbe hüllt sich dann in stilles Schweigen, während der Freund oder das Familienmitglied auf ihn einredet und nach dem Gespräch genau so viel weiß wie davor.-
Es hat sich angeboten über Ursache und Umwandlung des Amöbenzustandes zu forschen. Manchmal werden dabei - zur Verwunderung des Zuhöreres - ganz neue Bereiche sichtbar.
Am Ende ist es aber die Entscheidung der betroffenen Amöbe, sich helfen zu lassen oder bis an ihr Lebensende ohne große Emotionen (die ja eigentlich das Leben als solches so attraktiv machen) zu leben.
An sich ist die Amöbe ein Zustand, der nicht so häufig auftritt. In ihrem Innern sind Gefühle verborgen, die - erst mal freigesetzt - wie ein Tsunami unvorhersehbare Ausmaße annehmen können, was von Wut und Geschrei bis Weinen und tiefste Trauer reichen kann.
Sollte man sich freiwillig entschließen, sich von der "Abspaltung" zu trennen (!), so sollte man sich einen engen Vertrauten (vielleicht auch die umliegenden, eventuell leicht lädierten Mitmenschen) aussuchen und über das Problem reden.
Warnung: Es ist nicht sinnvoll die Amöbe zu zwingen sich aus dem Tief zu lösen, vor allem nicht, wenn sie gerade den Schutzmechanismus aktiviert hat. Besser ist es sie zur Öffnung zu ermutigen.
Von dieser Warte aus - ein ereignisreiches Leben!!!
Phillip Gurke, Farbenhaus am 09.09.2014